Es ist Samstag, nach dem Frühstück geht’s zum Theorieblock „Spähtrupp laufen“. Fand ich immer schon klasse. Dann letzte Vorbereitungen für den eigentlichen Spähtrupp. Wir werden einige Km weiter abgesetzt. Befehlsausgabe, dann geht es los. Ich bin der Point Man. Also gehe ich voran, den geeignetsten Weg bestimmen, das Tempo vorgeben, sehr langsam. Taktisches Laufen im Gelände, eine parallele Straße weiter abseits dient uns zur Orientierung. Wir laufen den ganzen Nachmittag und in den Abend hinein. Dann der eigentliche Spähauftrag. Etwa eine Stunde machen sich zwei Kameraden auf. Für den Rest die Möglichkeit, etwas zu ruhen. Ich trinke Wasser, esse einen Riegel, mache die Augen zu und höre in die Umgebung. Dann kommen die Kameraden zurück. Kurze Besprechung, was wurde aufgeklärt, wie organisieren wir den Rückmarsch, es geht zurück. Körperliche Fitness ist gefragt, und nahezu lautloses Bewegen. Dazu ein guter Orientierungssinn. Gerade in der Nacht ist es schwierig. Kein Licht, dichtes Gestrüpp. Einen guten Weg zu finden, ist jetzt herausfordernd. Einige Stunden später kommen wir am Aufnahmepunkt an. Aufnahmegespräch, wir fließen langsam ein. Dann plötzlich ein lauter Knall. Ein Kamerad, nicht von uns, sondern vom Alarmposten, stöhnt. Leutnant L. und ich eilen herbei. Übungsszenario, aha, ein simulierter Granatbeschuss, okay. Der Kamerad liegt mit einer Beinverletzung am Boden. Wir zwei erinnern uns, TCCC, Verwundetenversorgung. Wir arbeiten das MARCH Schema ab. Als wir den 9-Liner absetzten wollen, wird das Szenario unterbrochen. Gut gemacht, kommt vom Sani aus dem Dunkeln. Er hat diese kleine Ersthelfer-Lage eingespielt. Der Kamerad wurde gerettet. Wir sitzen auf den Widder auf und ziehen einige km weiter im Biwak-Raum für die Nacht unter. Einen Kaffee, ein kleines Süpplein, ich verkrieche mich in meinen Schlafsack. Dienstunterbrechung; es wird kalt die Nacht, 3 Grad Celsius.
Montag. Gefechtsschießen. Gruppe in der Sicherung, steht an. Zusammen mit den Kameraden der 2. Kompanie. Gut, dass wir tags zuvor noch mal in unserer kleinen Gruppe geübt haben. Einfließen in die Stellung, kleines Kampfgespräch, Tätigkeiten des Einzelschützen. Ich sehe uns gut vorbereitet. Da wir heute nur zu sechst sind, werden wir mit einem Niederländer und einen Kameraden der 2./ verstärkt. Bunter Haufen, denke ich mir. Ich gehe konzentriert in das Szenario rein. Wir fließen in die Stellungen ein. Feind erkannt auf 200. Fertigmachen zum Feuerüberfall, flüstert mein Gruppenführer uns zu. Ich spule ab, was ich gelernt habe. 15 Minuten später, Abschlussbesprechung. Es lief gut für uns. Der AVZ kann auch seine Sicherungsaufgabe erfolgreich ausführen. Ich bin ein wenig stolz auf uns.
Dienstag morgens. Theorieunterricht Erkundung. Geplant ist am Folgetag ein KFZ-Marsch mit vier Fahrzeugen der 1. Kompanie zur Nachbarkaserne etwa 30 km entfernt, der Auftrag jetzt „Erkundung der Marschstrecke“. Auf Kartenmaterial studieren wir die geeignetste Route. Wir legen Marschskizzen an und anschließend Marschtabellen, Erkundungsergebnisse, Marschzeit, Marschabstand festlegen usw. Ich mache das das erste Mal, ziemlich kompliziert. Kurzes Mittagessen, dann geht es zur Vor-Ort-Erkundung. Da ich auf den Widder eingewiesen bin, werde ich als Fahrer eingeteilt. Wir fahren die Strecke ab, erkunden Straßen und Brücken, ermitteln die Breiten und Durchfahrtshöhen und Tragfähigkeiten, suchen Räume für den technischen Halt, Rasträume, Tankstellen, Verkehrsbeschränkungen, Aufnahme von Zerstörungen und Beschädigungen von Straßen und Brücken, Möglichkeiten zur Umfahrung stark befahrener Strecken und Innenstädte. Teilweise ganz schön haarig auf einer vielbefahrenen Autobahn den Seitenstreifen abzufahren, um alle Informationen aufzunehmen. Ein Kamerad flucht leise. Zwei Stunden später haben wir alle erforderlichen Informationen ermittelt.
Es ist mitten in der Nacht, unser Kompaniechef hat uns kurzfristig zum Feindkommando bestimmt. In der Früh am Donnerstag hat der Jäger-Ausbildungszug seine Abschlussprüfung im Orts- und Häuserkampf. Vier Gebäude sollen sie freikämpfen, besetzt durch uns. Kräfteverhältnis 24 zu 7. Wir beziehen die Gebäude, machen uns mit unseren Stellungen vertraut. Dann ein paar Stunden Ruhe. Donnerstag, in der Früh geht’s los. Drei Anläufe braucht der Übungsfeind. Der erste ist für sie verheerend. Sie schaffen es nicht mal bis ins zweite Gebäude. Zu gut wechseln wir die Stellungen, sind nicht aufklärbar für sie, verzögern erfolgreich, dünnen den Gegner schnell aus. Der Zugführer des Ausbildungszuges flucht, verdeutlicht noch mal Lage und Auftrag, es gilt Gelerntes umzusetzen. Im zweiten und dritten Anlauf sind die neuen Jäger erfolgreich. Ausbildungsziel bestanden, abends dann Jägertaufe. Glückwunsch Kameraden, und willkommen in der Bruderschaft der Jäger.
Freitag, Heimfahrt. Es war intensiv, spannend, vielseitig. Es hat Spaß gemacht, ich habe viel dazu gelernt. Und super Kameraden, auf die ich mich verlassen kann. Auch das ist sehr wichtig. Gute Entscheidung, zum AVZ zu wechseln.
Video AVZ
Der Ausbildungs-Zug in Hammelburg. Bei der Häuserkampf-Abschlussübung verteidigt der AVZ.
Text: Holger G. mit Matthias H. / Bilder: Carl S., Matthias H. / Videos: Holger G. & Matthias H.