Das Unterstützungsbataillon Einsatz 1
Singen, Saufen, Schlauchbootfahren. Mit diesen drei Worten beschreibt Marco Wolfermann, um was es in dem von ihm geführten Unterstützungsbataillon Einsatz 1 gerade nicht geht. Der Oberstleutnant d. R. ist der Kommandeur dieses Bataillons mit dem etwas sperrigen Namen. Es handelt sich um ein voll gekadertes Bataillon, will heißen, es besteht fast ausschließlich aus Reservisten, die von Reservisten geführt und vorrangig von Reservisten ausgebildet werden. Es gibt einen kleinen für die tägliche Arbeit zuständigen Stab, der die Seele des Ganzen ausmacht. Übungen und Ausbildungen müssen vorbereitet und geplant werden, interessierte Reservisten eingeplant und zu Übungen herangezogen werden und vieles mehr. Oberstleutnant Wolfermann und die anderen Angehörigen des Bataillonsstabes leisten daher bis zu 10 Monate freiwilligen Reservistendienst im Jahr. Von aktiven Soldaten sind sie daher kaum zu unterscheiden. Derzeit hat das Bataillon, das in einen Stab und zwei Kompanien gegliedert ist, auf dem Papier eine Gesamtstärke von 258 Mann, auch wenn natürlich auch Soldatinnen im Bataillon ihren Dienst tun.
Rund 120 Soldaten sind in verschiedenen Verwendungen fest beordert und üben regelmäßig an bis zu sechs Wochenenden im Jahr und zwei einwöchigen Truppenübungsplatzaufenthalten, um im Ernstfall die Sicherung des Divisionsgefechtsstandes übernehmen zu können.
Diese Reservisten kommen ergo eben nicht wegen des Saufens am Lagerfeuer, sondern weil sie eine anspruchsvolle infanteristische Ausbildung erwartet, die sie befähigen soll, ihren Auftrag in einem realen Einsatz erfüllen zu können. Dazu strebt man an, 20 bis 25 Prozent des gesamten Personals kontinuierlich in Übung zu halten.
Kleine Geschichte
Das Bataillon wurde im Herbst 2014 organisatorisch – und damit erst einmal nur auf dem Papier – aufgestellt. Nach dem Umzug des Divisionsstabes nach Oldenburg begann im Herbst 2017 die eigentliche personelle Aufstellung und Planung von Ausbildungen und Übungen. Oberstleutnant Wolfermann übernahm diese Aufgabe am 30.11. 2017 und startete fast bei Null. Soldaten mussten erst einmal gefunden werden. Also schrieb man ehemalige Soldaten der Division an, machte Mundpropaganda und führte Informationsveranstaltungen durch.
Die erste Übung war alsdann 2018 mit dem PzGrenBtl 908 (ebenfalls ein nicht aktiver Ergänzungstruppenteil von Reservisten) vom 9. bis zum 21. September in Jägerbrück in Vorpommern.
2019 wurde diese Kooperation vertieft und erweitert und es wurden Teile des Schwesterbataillons Einsatz 10 aus Veitshöchheim integriert.
2020 führte das UstgBtl Eins 1 zusammen mit dem sPiBtl 901, das ebenfalls zu den Divisionstruppen gehört und teilaktiv ist, die Übung „Schwarzer Keiler“ auf dem Übungsplatz in Münster durch Dieser fand eine besondere mediale Beachtung, wurde er doch von dem Fernsehsender ARTE und Radio Andernach begleitet die jeweils eine Reportage darüber veröffentlichten.
Auch 2021 wurde der Standort Münster für die große Übung genutzt.
2022 war der Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg der Höhepunkt, bei dem neben Gefechtsschießen auch Orts- und Häuserkampfes auf dem Dienstplan stand.Und natürlich die Gründung des Fördervereins "Oldenburger Jäger e.V." und damit u.a. die Bereitstellung dieser Webseite als Aushängeschild und Schaufenster des Bataillons.
Fokus auf leistungsfähige Reservisten
Bis heute wächst das Bataillon kontinuierlich. Allerdings kann nicht jeder Interessent angenommen werden. Ungediente müssen sich zum Beispiel erst einmal anderswo zu Soldaten ausbilden lassen. Für Gediente spielt neben der passenden Qualifikation für den jeweiligen Dienstposten auch die körperliche Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle; diese sollte mindestens dem Einsatzszenario als Sicherungssoldat entsprechen. Selbstverständlich spielt auch die Motivation eine entscheidende Rolle. Im Rahmen eines Kennenlernwochenendes wird daher eroriert, ob es für beide Seiten passt.
(Selbst)organisation des Bataillons
Ein entscheidendes Argument für einen Bataillonsstab, der aus Reservistendienstleistenden besteht, die 10 Monate im Dienst sind, sieht Wolfermann darin, dass man so in der Lage ist, sich um Bewerber zeitnah zu kümmern und sie durch eine verlässliche Vorhabenplanung an sich zu binden. Die Ausbildungsplanung für die Reservisten erledigt das Bataillon aus eigener Kraft und auch die rund 700 Heranziehungen pro Jahr bewältigt es in Eigenregie. Die Planung und Durchführung der Vorhaben, speziell auch der Truppenübungsplätze ist immer wieder eine besondere Herausforderung und erfordert eine aufwändige Planungs- und Personalarbeit. Trotz des Aufwandes sind die Ambitionen hoch.
Das Bataillon besitzt an Ausrüstung und Bewaffnung lediglich die eigene Truppenfahne. Alles andere - Fahrzeuge, Waffen und Gerät müssen von aktiven Verbänden ausgeliehen werden. Das Bataillon gehört zu den sog. Ergänzungstruppenteilen des Heeres und untersteht als Divisionstruppenteil dem stellvertretenden Divisionskommandeur. Es steht in einem sogenannten Couleurverhältnis zu einem aktiven Verband, der für die bedarfsgerechte Ausstattung bei Übungen zu sorgen hat. In diesem Fall ist es die Stabs- und Fernmeldekompanie der Division, welche das Bataillon für dessen Vorhaben ausstattet und versorgt. Darüber hinaus besteht ein sehr gutes Verhältnis zu einem Feldküchentrupp des Marinefliegergeschwaders 3 in Nordholz, der die Reservisten während ihrer Übungsplatzaufenthalte versorgt.
Ausblick
Mit der Rückbesinnung der deutschen Sicherheitspolitik, den Auftragsschwerpunkt der Bundeswehr wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung zu legen, der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 noch bedeutender wird, erhält auch die Reserve wieder mehr Aufmerksamkeit und Mittel. Im Rahmen der neuen, 2022 definierten, Ausplanung und Struktur des Heeres, sollen bis zum Jahr 2027 drei voll einsatzbereite Divisionen mit mindestens acht Brigaden geschaffen werden; wobei die 10. PzDiv 2025 als erste voll einsatzbereit sein soll.
Diesen neuen bzw. umstrukturierten Divisionen sollen dann auch wieder vermehrt Elemente der Reserve zugeordnet werden. So ist beabsichtigt, jeder Division ein aus insgesamt 430 Soldaten bestehendes Sicherungsbataillon - gebildet allein aus Reservisten - zuzuordnen, die im Einsatz als Sicherungstruppe für den Divisionsgefechtsstand und im rückwärtigen Raum agieren können. Die Brigaden sollen zum gleichen Zweck eine Reservisten-Sicherungskompanie und die Bataillone einen Sicherungszug bestehend aus Reservisten bekommen.
Marco Wolfermann als Kommandeur ist jedenfalls für sich und seinen Stab sicher, dass Arbeit und Aufträge in den kommenden Jahren nicht weniger werden.