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Die unruhige Reserve - Rückblick und Ausblick

29. September 2022
Das Unterstützungsbataillon Einsatz 1

Singen, Saufen, Schlauchbootfahren. Mit diesen drei Worten beschreibt Marco Wolfermann, um was es in dem von ihm geführten Unterstützungsbataillon Einsatz 1 gerade nicht geht. Der Oberstleutnant d. R. ist der Kommandeur dieses Bataillons mit dem etwas sperrigen Namen. Es handelt sich um ein voll gekadertes Bataillon, will heißen, es besteht fast ausschließlich aus Reservisten, die von Reservisten geführt und vorrangig von Reservisten ausgebildet werden. Es gibt einen kleinen für die tägliche Arbeit zuständigen Stab, der die Seele des Ganzen ausmacht. Übungen und Ausbildungen müssen vorbereitet und geplant werden, interessierte Reservisten eingeplant und zu Übungen herangezogen  werden und vieles mehr. Oberstleutnant Wolfermann und die anderen Angehörigen des Bataillonsstabes leisten daher bis zu 10 Monate freiwilligen Reservistendienst im Jahr. Von aktiven Soldaten sind sie daher kaum zu unterscheiden. Derzeit hat das Bataillon, das in einen Stab und zwei Kompanien gegliedert ist, auf dem Papier eine Gesamtstärke von 258 Mann, auch wenn natürlich auch Soldatinnen im Bataillon ihren Dienst tun.

Rund 120 Soldaten sind in verschiedenen Verwendungen fest beordert und üben regelmäßig an bis zu sechs Wochenenden im Jahr und zwei einwöchigen Truppenübungsplatzaufenthalten, um im Ernstfall die Sicherung des Divisionsgefechtsstandes übernehmen zu können.

Diese Reservisten kommen ergo eben nicht wegen des Saufens am Lagerfeuer, sondern weil sie eine anspruchsvolle infanteristische Ausbildung erwartet, die sie befähigen soll, ihren Auftrag in einem realen Einsatz erfüllen zu können. Dazu strebt man an, 20 bis 25 Prozent des gesamten Personals kontinuierlich in Übung zu halten.

Kleine Geschichte

Das Bataillon wurde im Herbst 2014 organisatorisch – und damit erst einmal nur auf dem Papier – aufgestellt.  Nach dem Umzug des Divisionsstabes nach Oldenburg begann im Herbst 2017 die eigentliche personelle Aufstellung und Planung von Ausbildungen und Übungen. Oberstleutnant Wolfermann übernahm diese Aufgabe am 30.11. 2017 und startete fast bei Null. Soldaten mussten erst einmal gefunden werden. Also schrieb man ehemalige Soldaten der Division an, machte Mundpropaganda und führte Informationsveranstaltungen durch.

Die erste Übung war alsdann 2018 mit dem PzGrenBtl 908 (ebenfalls ein nicht aktiver Ergänzungstruppenteil von Reservisten) vom 9. bis zum 21. September in Jägerbrück in Vorpommern.

2019 wurde diese Kooperation vertieft und erweitert und es wurden Teile des Schwesterbataillons Einsatz 10 aus Veitshöchheim integriert.

2020 führte das UstgBtl Eins 1 zusammen mit dem sPiBtl 901, das ebenfalls zu den Divisionstruppen gehört und teilaktiv ist, die Übung „Schwarzer Keiler“ auf dem Übungsplatz in Münster durch  Dieser  fand eine besondere mediale Beachtung, wurde er doch von dem Fernsehsender ARTE und Radio Andernach begleitet  die jeweils eine Reportage darüber veröffentlichten.

Auch 2021 wurde der Standort Münster für die große Übung genutzt.

2022 war der Aufenthalt auf dem Truppenübungsplatz in Hammelburg der Höhepunkt, bei dem neben Gefechtsschießen auch Orts- und Häuserkampfes auf dem Dienstplan stand.Und natürlich die Gründung des Fördervereins "Oldenburger Jäger e.V." und damit u.a. die Bereitstellung dieser Webseite als Aushängeschild und Schaufenster des Bataillons.

Fokus auf leistungsfähige Reservisten

Bis heute wächst das Bataillon kontinuierlich. Allerdings kann nicht jeder Interessent angenommen werden. Ungediente müssen sich zum Beispiel erst einmal anderswo zu Soldaten ausbilden lassen. Für Gediente spielt neben der passenden Qualifikation für den jeweiligen Dienstposten auch die körperliche Leistungsfähigkeit eine wichtige Rolle; diese sollte mindestens dem Einsatzszenario als Sicherungssoldat entsprechen. Selbstverständlich spielt auch die Motivation eine entscheidende Rolle. Im Rahmen eines Kennenlernwochenendes wird daher eroriert, ob es für beide Seiten passt.

(Selbst)organisation des Bataillons

Ein entscheidendes Argument für einen Bataillonsstab, der aus Reservistendienstleistenden besteht, die 10 Monate im Dienst sind, sieht Wolfermann darin, dass man so in der Lage ist, sich um Bewerber zeitnah zu kümmern und sie durch eine verlässliche Vorhabenplanung an sich zu binden. Die Ausbildungsplanung für die Reservisten erledigt das Bataillon aus eigener Kraft und auch die rund 700 Heranziehungen pro Jahr  bewältigt es in Eigenregie.  Die Planung und Durchführung der Vorhaben, speziell auch der Truppenübungsplätze ist immer wieder eine besondere Herausforderung und erfordert eine aufwändige Planungs- und Personalarbeit. Trotz des Aufwandes sind die Ambitionen hoch.

Das Bataillon besitzt an Ausrüstung und Bewaffnung lediglich die eigene Truppenfahne. Alles andere - Fahrzeuge, Waffen und Gerät müssen von aktiven Verbänden ausgeliehen werden. Das Bataillon gehört zu den sog. Ergänzungstruppenteilen des Heeres und untersteht als Divisionstruppenteil   dem stellvertretenden Divisionskommandeur. Es steht in einem sogenannten Couleurverhältnis zu einem aktiven Verband, der für die bedarfsgerechte Ausstattung bei Übungen zu sorgen hat. In diesem Fall ist es die Stabs- und Fernmeldekompanie der Division, welche das Bataillon für dessen Vorhaben ausstattet und versorgt. Darüber hinaus besteht ein sehr gutes Verhältnis zu einem Feldküchentrupp des Marinefliegergeschwaders 3 in Nordholz, der die Reservisten während ihrer Übungsplatzaufenthalte versorgt.

Ausblick

Mit der Rückbesinnung der deutschen Sicherheitspolitik, den Auftragsschwerpunkt der Bundeswehr wieder auf die Landes- und Bündnisverteidigung zu legen, der durch den Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 noch bedeutender wird, erhält auch die Reserve wieder mehr Aufmerksamkeit und Mittel. Im Rahmen der neuen, 2022 definierten, Ausplanung und Struktur des Heeres, sollen bis zum Jahr 2027 drei voll einsatzbereite Divisionen mit mindestens acht Brigaden geschaffen werden; wobei die 10. PzDiv 2025 als erste voll einsatzbereit sein soll.
Diesen neuen bzw. umstrukturierten Divisionen sollen dann auch wieder vermehrt Elemente der Reserve zugeordnet werden. So ist beabsichtigt, jeder Division ein aus insgesamt 430 Soldaten bestehendes Sicherungsbataillon - gebildet allein aus Reservisten - zuzuordnen, die im Einsatz als Sicherungstruppe für den Divisionsgefechtsstand und im rückwärtigen Raum agieren können. Die Brigaden sollen zum gleichen Zweck eine Reservisten-Sicherungskompanie und die Bataillone einen Sicherungszug bestehend aus Reservisten bekommen.

Marco Wolfermann als Kommandeur ist jedenfalls für sich und seinen Stab sicher, dass Arbeit und Aufträge in den kommenden Jahren nicht weniger werden.   
7. Januar 2025
Zum Jahresauftakt 2025 nahmen sechs Kameraden des Unterstützungsbataillons Einsatz 1 am 16. Neujahrsbrockenmarsch teil. Dies ist schon eine kleine Tradition im Bataillon und wird seit vielen Jahren mit einer Abordnung in den Harz so gepflegt. Rund 150 Reservisten und zivile Gäste traten zum Aufstieg an, um den Gipfel des Brocken auf 1141 Metern zu besteigen. Bei sehr winterlichen Bedingungen und Temperaturen dauerte der Aufstieg etwa zwei Stunden. Die Oldenburger Jäger bedanken sich bei der RK Halberstadt sowie der Landesgruppe Sachsen-Anhalt für die wieder einmal sehr gelungene Organisation. Text & Bilder: Holger Grimmig / Video: Matthias Rohlfs
22. Dezember 2024
Im September 2024 besuchte der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann das Bataillon und wurde durch den Kommandeur in die Struktur, Geschichte und den Auftrag des Verbandes im Rahmen eines Arbeitsfrühstücks eingewiesen. Krogmann betonte den Wert der Reserve und freute sich ausdrücklich, dass das Bataillon den Ehrennamen „Oldenburger Jäger“ führt.
21. Dezember 2024
Ein Bereich in dem der Verein seit seiner Gründung einen signifikanten Unterschied gemacht hat, ist in der Außendarstellung des Bataillons in den Medien. Egal ob lokal, regional, national oder international, ob gedruckt oder online, seit es den Verein gibt, ist das Bataillon in den Medien präsent. Hier eine Auswahl aus dem Jahr 2024: NWZ, März 2024 Artikel: „ Oldenburg räumt auf “
12. Dezember 2024
Am 31. Oktober 2024 fand in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin die feierliche Übergabe der Deutschen CISOR Präsidentschaft an Finnland statt, dessen Delegation für die nächsten zwei Jahre die geschäftsführende NATO-Nation sein wird. Für Unteroffizier Fabian S. (im Bild links) vom Unterstützungsbataillon 1 Eins endete hiermit auch auf Grund seines Wechsels in die Laufbahngruppe der Offiziere seine Zeit in der deutschen Delegation. Für sein internationales Engagement für CISOR in den vergangenen zwei Jahren wurde Unteroffizier S. mit der CISOR-Ehrenmedaille in Bronze und der finnischen Ehrenmedallie in Bronze ausgezeichnet. Und auch ein weiterer Kamerad des Unterstützungsbataillons wurde mit der Deutschen CISOR-Ehrenmedaille in Bronze ausgezeichnet. Hauptgefreiter Christopher S. wurde für seine erfolgreichen Einsätze für das CISOR-Wettkampfteam geehrt, an dessen Erfolgen er maßgeblichen Anteil hat.
11. Dezember 2024
B-FO ist die Abkürzung für den Lehrgang der Klasse "B" für "fortgeschrittene" Kraftfahrer und bedeutet soviel, wie das "Umschreiben" des zivilen Führerscheins auf den Bundeswehr-Führerschein. Hierfür ist aber die Kunde der Bundeswehr-Kraftfahrvorschriften von Nöten, im Zuge dessen auch eine Geländeeinweisung ansteht. Wie das beim nicht-aktiven Unterstützungsbataillon Einsatz 1 ablaufen kann, beschreibt dieser Bericht. Oberfeldwebel M. schaut konzentriert auf seine Liste, schreibt zu einem Namen etwas dazu, einen anderen streicht er durch. Ernster Blick in die Runde, es folgt die mündliche Einteilung der auszubildenden Soldaten auf die vorhandenen Fahrzeuge und Fahrlehrer. Der " Zweitonner " bzw. Mercedes Unimog des Typs U 1300 L ist natürlich der Blickfang in dem kleinen Fuhrpark. Auf diesem werden die C1 Kraftfahrer in den notwenigen Einweisungsfahrten ausgebildet. Der "Zweitonner" ist den meisten Soldaten bekannt, an diesem Wochenende ist er auch oft das Bergefahrzeug der leichteren Kraftfahrzeuge.
1. Dezember 2024
Das Presse- und Informationszentrum der Bundeswehr hat unsere 8-Tage-Übung im Oktober 2024 in Hammelburg begleitet, einen Bericht darüber geschrieben und ein Interview mit unserem Kommandeur geführt. Das alles gibt es hier zu sehen. Außerdem Dank an Sandra A., Achim W., Simon R., Lukas H., Matthias H., Carl S. für die Bilder und Videos.
20. November 2024
Der AVZ (Aufklärungs- und Verbindungszug) eines Jägerbataillons (wie dem nicht-aktiven Unterstützungsbataillon Einsatz 1) untersteht im Einsatz direkt dem Kommandeur. Er ist die leichte Aufklärungskomponente des Verbandes, betreibt auf- oder abgesessene Spähaufklärung, einem Angriff voraus oder in der Flanke, erkundet (zum Beispiel Straßen, Gewässerüberquerungen, Räume für den Bataillons-Gefechtsstand) und stellt Verbindung her und hält sie, zum Beispiel durch Relais oder Melder. Mannigfaltige Aufgaben also. Wie der Dienst im AVZ konkret aussieht, schildert dieser Bericht. Ein Freitag im Oktober in Hammelburg. Unsere große Jahresübung beginnt. Erstes Antreten im AVZ. Ich bin neu dabei. Ein weiterer Kamerad, Oberstabsgefreiter Matthias R., ist ebenfalls frisch in den Zug versetzt worden. Insgesamt sind wir zu acht. Hauptmann F. führt den Zug, zwei Oberleutnante, ein Leutnant, ein Hauptgefreiter und wir zwei Oberstabsgefreite komplettieren das Team. Ein weiterer Leutnant soll noch dazu stoßen, am Montag. Ganz schön übersichtlich, denke ich mir. Vom Sehen kenne ich sie fast alle, geübt habe ich mit ihnen außer einem noch nicht. Es geht zur Hindernisbahn, anschließend gleich weiter zur Ortskampfbahn. Auch wenn viele von uns nicht mehr die Jüngsten sind, ziehen wir das alle durch. Abends Waffendrill. Alle sollen auf ein ähnlich hohes Niveau gebracht werden. Oberleutnant H. leitet das Ganze. Mein erster näherer Kontakt zu unserem Gruppenführer. Macht er gut. Auch wenn mir die Tätigkeiten bestens bekannt sind. Dann Theorieblock – AV-Zug. Ich bekomme einen Überblick, was wir eigentlich machen und was von mir erwartet wird. Sichern Gefechtsstand, Erkunden von Marschwegen und Bereitstellungsräumen, Aufklären von Räumen und Objekten, Verbindung halten zu Bataillon, Kompanie und Zug. Ganz schön vielseitig, denke ich mir. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Dienstunterbrechung; für mich letzte Vorbereitung für morgen.
7. November 2024
Am 5. November 2024 stellten der Kommandeur, Oberstleutnant Wolfermann, und der Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit (und 1. Vorsitzender des Fördervereins), Fähnrich Dr. Hammer, das Bataillon im Studio des Reservistenverbands in Bonn im Rahmen einer Online-Sendung vor.
von Matthias Hammer 30. Oktober 2024
Werte Kameradinnen und Kameraden, liebe Vereinsmitglieder, zwei Jahre sind seit der Vereinsgründung im Oktober 2022 vergangen. Während der ersten beiden Jahre gab es Rundbriefe im 6-Monate-Rhytmus ( Mai 2024 , Oktober 2023 und April 2023 ). Ab sofort schalten wir um auf jährlich. Der Verein steht auf festen Füßen. Wir haben fast 100 Mitglieder, um die 5000 € in der Kasse und eine solide Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge, Marketender, Spenden etc. Auf der Ausgabenseite stehen weitere Blue Guns, Unterstützung für MTT San sowie kleinere Büroartikel (Mini-Projektor, Leinwand). Bis zum Jahresende kümmere ich mich um unser zweites Jahresmagazin . Mein Plan ist wieder, dass sich dieses Magazin via Annoncen selbst finanziert bzw. ein kleines Plusgeschäft wird. Der Verein ist weiterhin sehr aktiv in der Berichterstattung und Außendarstellung. Hauptwerkzeuge dafür sind der Blog , die Webseite und unsere Seiten in den sozialen Medien Facebook , X und Instagram . Die Bewerbungsseite der Webseite ist dabei Dreh- und Angelpunkt für den Aufwuchs des Bataillons. Dieser Aufwuchs hat u.a. durch die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins deutlich an Fahrt aufgenommen. Wir können stolz darauf sein, hier so eng und effektiv mit dem Bataillon zusammen zu arbeiten. Die Bildertausch-Seite , das virtuelle Geschäftszimmer , das Ausbildungsarchiv stehen und werden rege genutzt. Der Marketender und der Spreadshop funktionieren und bringen signifikante Einnahmen. Insgesamt hat sich der Verein zu einer festen und verlässlichen Größe im Verband entwickelt. Ich danke allen Mitgliedern, dem Vorstand und unseren Unterstützen für ihren Beitrag dazu,. Zum Abschluss bitte ich Sie wie immer, in Ihrem Kameradenkreis für den Verein zu werben, um so noch weitere Mitglieder zu gewinnen. Dr. Matthias Hammer 1. Vorsitzender
15. Oktober 2024
(Stark redigierte Version dieses Artikels auch auf Bundeswehr.de ) Mayen, September 2024. „Vergessen Sie alles, was Sie bisher über das Schießen gelernt haben und seien Sie offen für Neues. Wir fangen jetzt wieder in der Krabbelstube an, dann Kindergarten und Volksschule. Manche von Ihnen werden es bis ins Gymnasium schaffen“. Das ist die kernige Ansage zu Beginn des Lehrgangs Schießausbilder im Zentrum Operative Kommunikation in Mayen. Der Hörsaalleiter ist eine einsatzerfahrene Schießkoryphäe, wenn nicht die Schießkoryphäe überhaupt, der Bundeswehr. Mit dabei sind 20 Männer und Frauen aller Waffenfarben, darunter auch zwei Reservisten. Das kann ja heiter werde, denkt sich einer von ihnen nach der Anfangsansprache.
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