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Truppenpartnerschaft mit 3 Royal Anglian?

30. Oktober 2022

Eine Truppenpartnerschaft mit einem britischen Reservisten-Bataillon der Infanterie bahnt sich an


Text FR Matthias H.
Unterstützungsbataillon Einsatz 1 / Gründungsmitglied & 1. Vorsitzender Oldenburger Jäger e.V.


Eine Truppenpartnerschaft zwischen zwei Reserverbänden der Infanterie wäre eine neue Entwicklung in der Geschichte der Reserve. Vielleicht wird dies bald Wirklichkeit zwischen dem Unterstützungsbataillon Einsatz 1 in Oldenburg und dem 3rd Battalion des Royal Anglian Regiment in Ostengland.


Erste gegenseitige Besuche dazu gab es bereits. Im September 2022 waren der britische Kommandeur LtCol Haggar und sein Adjutant in Oldenburg. Im Oktober war unser Kommandeur, Oberstleutnant Wolfermann, zusammen mit einer kleinen Delegation in Norwich, Bury St. Edmunds und auf dem Truppenübungsplatz Stanta.

Pläne für weitere kleine Austausche 2023 sind in Arbeit. Stetig nährt sich das Eichörnchen (und kämpt heldenhaft im Papierkrieg), aber das Ziel ist klar: eine vollwertige Truppenpartnerschaft zwischen zwei Reserverbänden der Infanterie.

Wir halten alle hier über neue Entwicklungen auf dem Laufenden.

Die (ziemlich lange) Vorgeschichte

Aus grauer Aktiven-Vorzeit stammen einige Verbindungen von mir zur britischen Armee. Außerdem habe ich in Ostengland studiert und viele Jahre dort gelebt. Jetzt bin ich Reservist und einige alte britische Kameraden mittlerweile auch, u.a. bei 3 Royal Anglia, dem 3. Jäger/Reservisten-Bataillon des Royal Anglian Regiment in Ostengland. Übrigens: das Wort Anglia ist abgeleitet vom deutsch-dänischen Stamm der Angeln, die zusammen mit den Sachsen im 5. Jahrhundert nach Ostengland übersiedelten und die englische Kultur dort nachhaltig beeinflussten.

Eine Truppenpartnerschaft zwischen unserem und dem britischen Verband drängte sich also geradezu auf. Ein paar Telefonate und das rege Interesse der Briten an einer Partnerschaft war offensichtlich; die Bundeswehr hat bei den Briten noch einen exzellenten Ruf. Auch die Bataillonsführung Einsatz 10 (Ende 2021 / Anfang 2022 war ich noch dort) fand die Idee interessant. Der Kommandeur von Einsatz 10 schrieb mir im November 2021 einen Brief auf Deutsch und Englisch, mit dem Auftrag, eine Partnerschaft weiter zu erkunden, auch im Rahmen eines Besuchs in England.

Der Empfang in England war herzlich und gut vorbereitet. Das Royal Anglian Regiment (siehe auch Wikipedia) existiert seit 1964 und kann seine Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Es besteht aus drei Bataillonen, zwei aktiven und eines der Reserve (das 3.). Dieses 3. Bataillon wiederum besteht aus fünf Kompanien, die über Ostengland verteilt liegen.

Nach einigen Vorbereitungsgesprächen per Videokonferenz, u.a. mit dem britischen Kommandeur, war mein erster Termin vor Ort bei der 1. Kompanie (1 Company) in Norwich. Dort traf ich Captain (Hauptmann) Tim J., der mir einen sehr guten Einblick in die Kompanie gab. Dabei erfuhr ich Erstaunliches: Fast 90% der Soldaten des Bataillons waren nie aktive Soldaten, sondern dienen von Anfang an als Reservisten, was daran liegt, dass die Briten bereits 1960 die Wehrpflicht abschafften. Die Kompanie hat neun (nicht fünf wie ich im Video unten sage) Vollzeit-Angestellte, entweder aktive Soldaten, Vollzeit-Reservisten oder Zivilangestellte. Sie sind verantwortlich für Organisation, Material, Übungsvorbereitungen, Buchhaltung, Reservistenbetreuung, Einsatzvorbereitung etc. Die Kompanie hat eigene Waffen, Fahrzeuge und anderes Gerät. Sie übt jeden Mittwochabend, an mehreren Wochenenden und führt zwei bis drei Wochenübungen durch. Zusätzlich wird jährlich eine 2-Wochen-Übung veranstaltet (teils auch im Ausland), die verpflichtend ist für alle Soldatinnen und Soldaten, die eine Bonuszahlung erhalten wollen. Es besteht eine enge Verbindung zu den aktiven Bataillonen des Regiments und einzelnen Soldatinnen und Soldaten, manchmal auch ganze Einheiten oder Teileinheiten, gehen bzw. gingen mit eben diesen aktiven Bataillonen in den Einsatz, über die Jahrzehnte hinweg nach Afghanistan, Bosnien, Zypern, Irak, Kosovo und Nordirland.

Cpt J. (seit 37 Jahren in der britischen Armee) ist z.B. der PSAO (permanent staff admin officer), eine Art Adjutant des Kompaniechefs, damals noch Major Matt B. (ein Reservist). Beide sind sehr angetan von der Idee einer Partnerschaft. Cpt J. ist ein Verfechter von "force on force" Übungen und hatte gleich die Idee, dass wir z.B. ein Übungsgehöft auf dem nahegelegenen Truppenübungsplatz als Gefechtsstand verteidigen könnten, während seine Soldaten versuchen, die Stellung einzunehmen, alle ausgerüstet mit MILES (ähnlich wie AGDUS), das die Briten anfordern können.

Aber kleine Schritte zuerst! 1 Company ist die am weitesten entwickelte Kompanie des britischen Bataillons und dessen Kommandeur schlug auch gleich vor, wir sollten mit dieser Kompanie als Partner anfangen. Gesagt, getan und so war mein nächster Termin mit dem Kompaniechef Maj B. ist Reservist und wohnt in Cambridge, ca. 1,5 Stunden von Norwich entfernt. Zuerst wollten wir uns am Sonntag - und typisch britisch - in einem Pub auf halbem Wege treffen, aber Omikron bewegte uns damals zum Umdenken und so trafen wir uns zu einem Spaziergang mitsamt Majors-Hund im Thetford Forest. Zwei Stunden später war klar, dass es sehr viel Potential und Interesse seitens der britischen Kompanie- sowie Bataillonsführung an einer Partnerschaft gibt.

Was das britische Regiment so macht, kann man in den Jahresmagazinen des Regiments nachlesen. 2019 gab es übrigens die 100. Ausgabe, denn das Regimentsmagazin gibt es bereits seit 1965.

Der grobe Plan, den wir in den Tagen darauf virtuell und im Regiments-Stab in Bury St. Edmunds entwarfen, sieht eine langsame, aber stetige Entwicklung über drei bis vier Jahre hinweg vor, angefangen von Austauschen einzelner Soldaten bis über Austausche kleinerer Gruppen mitsamt Teilnahme an Übungen/Schießen, bis hin zu einer gemeinsamen "force on force"-Übung in Zug- bzw. Kompaniestärke. Solch ein stetiger Plan gibt allen Zeit, sich auf die Herausforderungen einer Partnerschaft einzustellen, Genehmigungen bzw. Bewilligungen einzuholen, die Finanzierung sicherzustellen, etc.


Das war der Plan. Doch die 10. Panzerdivision lehnte ab, denn diese hat Partnerschaften mit Letten und Amerikanern, nicht Briten. Man verwies mich an die 1. Panzerdivision, die Partnerschaften mit Briten unterhält. Ich rief bei Einsatz 1 an und hatte glücklicherweise Oberstleutnant G. am Telefon. Der war vorsichtig interessiert. So kam ich mit Einsatz 1 in Kontakt. Ein Kontakt, der schließlich zu meiner Beorderung dort führen sollte und, nach weiteren Vorbereitungen, den gegenseitigen Besuchen im September und Oktober 2022. Ich bin gespannt wie es weitergeht.



7. Januar 2025
Zum Jahresauftakt 2025 nahmen sechs Kameraden des Unterstützungsbataillons Einsatz 1 am 16. Neujahrsbrockenmarsch teil. Dies ist schon eine kleine Tradition im Bataillon und wird seit vielen Jahren mit einer Abordnung in den Harz so gepflegt. Rund 150 Reservisten und zivile Gäste traten zum Aufstieg an, um den Gipfel des Brocken auf 1141 Metern zu besteigen. Bei sehr winterlichen Bedingungen und Temperaturen dauerte der Aufstieg etwa zwei Stunden. Die Oldenburger Jäger bedanken sich bei der RK Halberstadt sowie der Landesgruppe Sachsen-Anhalt für die wieder einmal sehr gelungene Organisation. Text & Bilder: Holger Grimmig / Video: Matthias Rohlfs
22. Dezember 2024
Im September 2024 besuchte der Oldenburger Oberbürgermeister Jürgen Krogmann das Bataillon und wurde durch den Kommandeur in die Struktur, Geschichte und den Auftrag des Verbandes im Rahmen eines Arbeitsfrühstücks eingewiesen. Krogmann betonte den Wert der Reserve und freute sich ausdrücklich, dass das Bataillon den Ehrennamen „Oldenburger Jäger“ führt.
21. Dezember 2024
Ein Bereich in dem der Verein seit seiner Gründung einen signifikanten Unterschied gemacht hat, ist in der Außendarstellung des Bataillons in den Medien. Egal ob lokal, regional, national oder international, ob gedruckt oder online, seit es den Verein gibt, ist das Bataillon in den Medien präsent. Hier eine Auswahl aus dem Jahr 2024: NWZ, März 2024 Artikel: „ Oldenburg räumt auf “
12. Dezember 2024
Am 31. Oktober 2024 fand in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin die feierliche Übergabe der Deutschen CISOR Präsidentschaft an Finnland statt, dessen Delegation für die nächsten zwei Jahre die geschäftsführende NATO-Nation sein wird. Für Unteroffizier Fabian S. (im Bild links) vom Unterstützungsbataillon 1 Eins endete hiermit auch auf Grund seines Wechsels in die Laufbahngruppe der Offiziere seine Zeit in der deutschen Delegation. Für sein internationales Engagement für CISOR in den vergangenen zwei Jahren wurde Unteroffizier S. mit der CISOR-Ehrenmedaille in Bronze und der finnischen Ehrenmedallie in Bronze ausgezeichnet. Und auch ein weiterer Kamerad des Unterstützungsbataillons wurde mit der Deutschen CISOR-Ehrenmedaille in Bronze ausgezeichnet. Hauptgefreiter Christopher S. wurde für seine erfolgreichen Einsätze für das CISOR-Wettkampfteam geehrt, an dessen Erfolgen er maßgeblichen Anteil hat.
11. Dezember 2024
B-FO ist die Abkürzung für den Lehrgang der Klasse "B" für "fortgeschrittene" Kraftfahrer und bedeutet soviel, wie das "Umschreiben" des zivilen Führerscheins auf den Bundeswehr-Führerschein. Hierfür ist aber die Kunde der Bundeswehr-Kraftfahrvorschriften von Nöten, im Zuge dessen auch eine Geländeeinweisung ansteht. Wie das beim nicht-aktiven Unterstützungsbataillon Einsatz 1 ablaufen kann, beschreibt dieser Bericht. Oberfeldwebel M. schaut konzentriert auf seine Liste, schreibt zu einem Namen etwas dazu, einen anderen streicht er durch. Ernster Blick in die Runde, es folgt die mündliche Einteilung der auszubildenden Soldaten auf die vorhandenen Fahrzeuge und Fahrlehrer. Der " Zweitonner " bzw. Mercedes Unimog des Typs U 1300 L ist natürlich der Blickfang in dem kleinen Fuhrpark. Auf diesem werden die C1 Kraftfahrer in den notwenigen Einweisungsfahrten ausgebildet. Der "Zweitonner" ist den meisten Soldaten bekannt, an diesem Wochenende ist er auch oft das Bergefahrzeug der leichteren Kraftfahrzeuge.
1. Dezember 2024
Das Presse- und Informationszentrum der Bundeswehr hat unsere 8-Tage-Übung im Oktober 2024 in Hammelburg begleitet, einen Bericht darüber geschrieben und ein Interview mit unserem Kommandeur geführt. Das alles gibt es hier zu sehen. Außerdem Dank an Sandra A., Achim W., Simon R., Lukas H., Matthias H., Carl S. für die Bilder und Videos.
20. November 2024
Der AVZ (Aufklärungs- und Verbindungszug) eines Jägerbataillons (wie dem nicht-aktiven Unterstützungsbataillon Einsatz 1) untersteht im Einsatz direkt dem Kommandeur. Er ist die leichte Aufklärungskomponente des Verbandes, betreibt auf- oder abgesessene Spähaufklärung, einem Angriff voraus oder in der Flanke, erkundet (zum Beispiel Straßen, Gewässerüberquerungen, Räume für den Bataillons-Gefechtsstand) und stellt Verbindung her und hält sie, zum Beispiel durch Relais oder Melder. Mannigfaltige Aufgaben also. Wie der Dienst im AVZ konkret aussieht, schildert dieser Bericht. Ein Freitag im Oktober in Hammelburg. Unsere große Jahresübung beginnt. Erstes Antreten im AVZ. Ich bin neu dabei. Ein weiterer Kamerad, Oberstabsgefreiter Matthias R., ist ebenfalls frisch in den Zug versetzt worden. Insgesamt sind wir zu acht. Hauptmann F. führt den Zug, zwei Oberleutnante, ein Leutnant, ein Hauptgefreiter und wir zwei Oberstabsgefreite komplettieren das Team. Ein weiterer Leutnant soll noch dazu stoßen, am Montag. Ganz schön übersichtlich, denke ich mir. Vom Sehen kenne ich sie fast alle, geübt habe ich mit ihnen außer einem noch nicht. Es geht zur Hindernisbahn, anschließend gleich weiter zur Ortskampfbahn. Auch wenn viele von uns nicht mehr die Jüngsten sind, ziehen wir das alle durch. Abends Waffendrill. Alle sollen auf ein ähnlich hohes Niveau gebracht werden. Oberleutnant H. leitet das Ganze. Mein erster näherer Kontakt zu unserem Gruppenführer. Macht er gut. Auch wenn mir die Tätigkeiten bestens bekannt sind. Dann Theorieblock – AV-Zug. Ich bekomme einen Überblick, was wir eigentlich machen und was von mir erwartet wird. Sichern Gefechtsstand, Erkunden von Marschwegen und Bereitstellungsräumen, Aufklären von Räumen und Objekten, Verbindung halten zu Bataillon, Kompanie und Zug. Ganz schön vielseitig, denke ich mir. Ich freue mich auf die nächsten Tage. Dienstunterbrechung; für mich letzte Vorbereitung für morgen.
7. November 2024
Am 5. November 2024 stellten der Kommandeur, Oberstleutnant Wolfermann, und der Verantwortliche für die Öffentlichkeitsarbeit (und 1. Vorsitzender des Fördervereins), Fähnrich Dr. Hammer, das Bataillon im Studio des Reservistenverbands in Bonn im Rahmen einer Online-Sendung vor.
von Matthias Hammer 30. Oktober 2024
Werte Kameradinnen und Kameraden, liebe Vereinsmitglieder, zwei Jahre sind seit der Vereinsgründung im Oktober 2022 vergangen. Während der ersten beiden Jahre gab es Rundbriefe im 6-Monate-Rhytmus ( Mai 2024 , Oktober 2023 und April 2023 ). Ab sofort schalten wir um auf jährlich. Der Verein steht auf festen Füßen. Wir haben fast 100 Mitglieder, um die 5000 € in der Kasse und eine solide Finanzierung durch Mitgliedsbeiträge, Marketender, Spenden etc. Auf der Ausgabenseite stehen weitere Blue Guns, Unterstützung für MTT San sowie kleinere Büroartikel (Mini-Projektor, Leinwand). Bis zum Jahresende kümmere ich mich um unser zweites Jahresmagazin . Mein Plan ist wieder, dass sich dieses Magazin via Annoncen selbst finanziert bzw. ein kleines Plusgeschäft wird. Der Verein ist weiterhin sehr aktiv in der Berichterstattung und Außendarstellung. Hauptwerkzeuge dafür sind der Blog , die Webseite und unsere Seiten in den sozialen Medien Facebook , X und Instagram . Die Bewerbungsseite der Webseite ist dabei Dreh- und Angelpunkt für den Aufwuchs des Bataillons. Dieser Aufwuchs hat u.a. durch die Öffentlichkeitsarbeit des Vereins deutlich an Fahrt aufgenommen. Wir können stolz darauf sein, hier so eng und effektiv mit dem Bataillon zusammen zu arbeiten. Die Bildertausch-Seite , das virtuelle Geschäftszimmer , das Ausbildungsarchiv stehen und werden rege genutzt. Der Marketender und der Spreadshop funktionieren und bringen signifikante Einnahmen. Insgesamt hat sich der Verein zu einer festen und verlässlichen Größe im Verband entwickelt. Ich danke allen Mitgliedern, dem Vorstand und unseren Unterstützen für ihren Beitrag dazu,. Zum Abschluss bitte ich Sie wie immer, in Ihrem Kameradenkreis für den Verein zu werben, um so noch weitere Mitglieder zu gewinnen. Dr. Matthias Hammer 1. Vorsitzender
15. Oktober 2024
(Stark redigierte Version dieses Artikels auch auf Bundeswehr.de ) Mayen, September 2024. „Vergessen Sie alles, was Sie bisher über das Schießen gelernt haben und seien Sie offen für Neues. Wir fangen jetzt wieder in der Krabbelstube an, dann Kindergarten und Volksschule. Manche von Ihnen werden es bis ins Gymnasium schaffen“. Das ist die kernige Ansage zu Beginn des Lehrgangs Schießausbilder im Zentrum Operative Kommunikation in Mayen. Der Hörsaalleiter ist eine einsatzerfahrene Schießkoryphäe, wenn nicht die Schießkoryphäe überhaupt, der Bundeswehr. Mit dabei sind 20 Männer und Frauen aller Waffenfarben, darunter auch zwei Reservisten. Das kann ja heiter werde, denkt sich einer von ihnen nach der Anfangsansprache.
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